Mein erster Marathon

Erfahrungen und Eindrücke von meinem ersten Marathon

Einen Marathon zu laufen stand schon immer auf meiner "bucket list". Durch etwas zu viele Endorphine, den Wunsch, das Training ein wenig abzuändern und die Suche nach einer Challenge habe ich mich dann Mitte 2024 mit zwei Freunden für den "Lübeck Marathon" angemeldet. Ach ja, und habe ich erwähnt, dass ich bis dahin noch nie länger als 10km laufen war und um Lauftraining generell einen großen Bogen gemacht habe? Typischer Fußballer eben.

Uns blieben circa 4 Monate Vorbereitung, Stichtag war der 20.10.2024. Um nicht blind los zu trainieren habe ich zunächst begonnen, mich mit dem richtigen Trainingsansatz zu beschäftigen. Recht schnell wurde klar, dass sogenanntes "Zone 2 Training" (also Training mit relativ niedrigem Puls über einen längeren Zeitraum) die Basis darstellen sollte. Mittlerweile findet man ja fast alle Informationen online und so haben mir Menschen wie Nick Bare und Luke Hopkins, sowie einige Freunde, die bereits einen Marathon gelaufen sind, geholfen, mein Training zu planen. Das Wissen war also da, jetzt mussten Taten folgen. Also: Laufschuhe schnüren und los gehts. Ich habe mir angewöhnt, immer schon morgens direkt nach dem Aufstehen laufen zu gehen. Das war eine tolle Routine und, man mag es kaum glauben, hat mir enorm Kraft für den Tag gegeben. Direkt am Morgen schon etwas geschafft zu haben fühlt sich sehr gut an. Somit war ich ungefähr dreimal die Woche circa 8-11km laufen, habe einen long run von 15km+ (die längste Strecke in der Vorbereitung waren 30km) eingebaut und war circa alle zwei Wochen auf der Tartanbahn für ein Intervalltraining (meistens 10x800m). Einen Monat meiner Vorbereitung war ich außerdem für eine Famulatur in den Schweizer Bergen. Höhentraining kam also gratis dazu.

Zu Beginn war die Motivation natürlich noch enorm hoch, aber 4 Monate Lauftraining sind eine lange Zeit. Ich kann aber rückblickend mit stolz sagen, dass ich niemals eine Einheit geskipped habe. Es gab viele Tage, an denen ich keine Lust hatte laufen zu gehen. Aber ich hatte ein Ziel und habe mir selbst ein Versprechen gegeben. Der Mensch wächst mit seinen Aufgaben oder eher noch mit seinen Herausforderungen. Ich wusste vor Anfang an, dass es hart werden würde und das hat mich immer weiter machen lassen.

Durch mein frühes Training bin ich auch weiterhin 4-5/W ins gym gegangen. Trotzdem war die Vorbereitung auch in Bezug auf Zeitmanagement eine Herausforderung. Dadurch ist mir aber auch klar geworden, dass 24h eigentlich wirklich eine lange Zeit ist und man viel in dieser Zeit schaffen kann. Eine Frage von Planung und Prioritäten.

Schließlich war es noch eine Woche bis zum Marathon. Ich fühlte mich gut, freute mich aber auch darauf, dass es endlich soweit war. In der letzten Woche war ich nur noch ein oder zweimal ganz locker laufen. Die Arbeit war getan.

Der 20.10.2024 war wirklich ein wunderschöner Tag. Wettertechnisch hätte es gar nicht besser sein können. Meine Eltern waren extra gekommen und mich anzufeuern und auf der Strecke standen immer wieder einige Freunde, die mir zugejubelt haben. Das gab nochmal extra Motivation. Vollgepackt mit Kohlenhydrat-Gels (bitte vorher bei long runs testen, ob ihr die vertragt. Sonst kann es böse Überraschungen geben) ging es an den Start. 42,2 Kilometer lagen vor mir, einmal von der Lübecker Innenstadt zum Travemünde Strand und wieder zurück.

Alle paar Kilometer gab es Verpflegungsstationen mit Getränken und kleinen Snacks. Es kam aber wie es kommen musste und ab Kilometer 15 war das Wasser leer. Alternativ hätte es Cola gegeben, aber das habe ich meinem Magen dann doch lieber erspart. Naja, ich wusste das es hart wird. Es muss hart sein. Nur so wächst man. Also ging es weiter, einmal um den Leuchtturm herum. Die Hälfte war geschafft. Auf einer so langen Strecke zieht sich das Feld logischerweise auch stark auseinander, wodurch man viel auch einfach alleine läuft. Immer wieder gab es Abschnitte, an denen man völlig fertig war und kurz darauf flogen die Beine auf einmal wieder. Das war wirklich interessant zu erleben. Besonders intensiv war das, als ich wieder auf die Altstadtinsel gelaufen bin. Es waren enorm viele Menschen am Straßenrand und ich wusste, dass es jetzt fast geschafft ist.

Nach 3:36:57 war ich am Ziel. Unfassbar stolz, enorm erleichtert. Ich hatte es geschafft. Das kann mir niemand mehr nehmen. Ich habe in der Vorbereitung und beim Marathon selbst viel lernen dürfen. Dafür bin ich enorm dankbar. Der nächste Marathon ist jetzt noch nicht akut geplant, aber sag niemals nie :)